Что ж, спасибо, герр Бохе, что не даете совсем забыть немецкий.
Беседа на тему свободы в политическом и историческом аспектах. Напечатано в серьезном журнале.
На немецкомDie Sehnsucht nach Freiheit
Die friedliche Revolution von 1989
Friedensgebete, Demonstrationen, Runde Tische im ganzen Land und schließlich freie Wahlen – innerhalb weniger Monate hob die friedliche Revolution den Eisernen Vorhang und damit die Teilung Europas auf. Die Sehnsucht nach Freiheit beendete 40 Jahre DDR ohne Blutvergießen und brachte die deutsche Einheit. Die beiden Bürgerrechtler, Katrin Göring-Eckardt und Werner Schulz, befassten sich für profil:Grün mit der Frage, wie es 20 Jahre danach um die Freiheit steht.
1989 war Paul Boche (P.B.) aus Eisenach zwei Jahre alt. Heute ist er ein Topmodel in den Modemetropolen der Welt. Die grüne Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (K.G.-E.) war damals so jung, wie Paul jetzt. profil:GRÜN hat mit ihnen darüber gesprochen, wie sie die friedliche Revolution von damals sehen.
Paul Boche, Katrin Göring-Eckardt, Mai 2009Paul Boche, Katrin Göring-Eckardt, Mai 2009
Was bedeutet Freiheit für Sie? Die finanzielle Unabhängigkeit als gut verdienendes Model oder politische Freiheit?
P.B.: Es gibt doch viele Formen der Freiheit: Meinungsfreiheit, Reisefreiheit, künstlerische Freiheit, die Möglichkeit zur Selbstverwirklichung. Für mich ist es sehr schön, dass ich durch meinen Job an die interessantesten Orte der Welt reisen kann. Gleichzeitig schränken die beruflichen Verpflichtungen dort diese "Freiheit" auch ein.
Mauerfall und Freiheit – wie haben Sie das erlebt?
K.G.-E.: Für mich gab es Freiheit auch schon vorher, bei den Diskussionen in Oppositionskreisen. Dabei konnte man sich wenigstens im Kopf frei fühlen. Bis heute ist es für mich das höchste Gut, meine Meinung frei äußern und reisen zu können, wohin ich will. Ich habe mit 16 Jahren angefangen, auf eine Reise nach New York als Rentnerin zu sparen. Als ich dann bereits Mitte der Neunzigerjahre dorthin konnte, dachte ich: Das ist Freiheit – und dieses Gefühl hält bis heute an.
P.B.: Nur hinter verschlossenen Türen frei reden zu können – ich glaube, das ist eine völlig andere Art der Freiheit, als meine Generation sie heute kennt, weil Freiheit so selbstverständlich ist. Ich glaube, wenn man das miterlebt hat, hat man eine ganz andere Einstellung dazu.
Was wäre aus Ihnen geworden, wäre die Mauer nicht gefallen?
P.B.: So wie ich manchmal in der Schule angeeckt bin, hätte ich wahrscheinlich ein Problem bekommen. Ich bin da, glaube ich, meinem Vater ähnlich. Er saß als Punk in der DDR viel im Knast.
K.G.-E.: Dein Vater hat die DDR ja schon vor der Wende verlassen. Wie ist er mit der neu gewonnenen Freiheit damals umgegangen?
P.B.: Er ist zum Beispiel nach Bosnien gefahren und hat dort nach dem Krieg fotografiert. Überhaupt ist er viel gereist, wahrscheinlich um die Freiheit, die er in der DDR nicht hatte, nachzuholen.
Es gibt Studien darüber, dass Jugendliche kaum mehr etwas über die Geschichte der DDR wissen. Was haben Sie für ein Bild?
P.B.: In der Schule ging es bei uns vor allem um Stasi und Mauertote. Das Bild, das mir mein Umfeld vermittelte, war teils auch positiv geprägt. Da wurde erzählt, dass es den Menschen nicht so schlecht ging wie heute einigen zum Beispiel mit Hartz IV, dass ein viel wärmeres Verhältnis untereinander herrschte.
K.G.-E.: Ich wundere mich, dass man im Geschichtsunterricht an ostdeutschen Schulen von der Stasi hört. Meiner Erfahrung nach kommt man oft gar nicht bis 1989. Es ärgert mich, immer wieder zu hören, es sei nicht alles schlecht gewesen, man habe damals wenigstens finanzielle Sicherheit gehabt. Das stimmt nur zum Teil. Es gab in der DDR eine ganze Reihe von Leuten, die mindestens genauso arm waren wie heute jemand, der von Transfer-Leistungen lebt. Und, was das solidarische Miteinander angeht: Viele vergessen, dass das hauptsächlich im Verwandtschafts- und Freundeskreis funktioniert hat. Gleichzeitig wurde man nicht selten vom Nachbarn bespitzelt. Andererseits habe ich an mein Leben in der DDR auch sehr schöne Erinnerungen; an Aufgehobensein und Solidarität in der Jugendgruppe und in der Kirche, an meine Eltern und deren Freunde.
P.B.: Ich habe mich oft gefragt, wie es ist, in einem solchen System aufzuwachsen, in dem man sich einerseits arrangieren muss, andererseits aber emotional verwurzelt ist und wie es verkraftbar ist, wenn sich alles ändert. Für die, die die Wende herbeigesehnt haben, war doch alles ein bisschen wie im Traum, oder?
K.G.-E.: Einerseits ja, andererseits war es auch erschreckend, weil wir zu dieser Zeit selbst darüber nachdachten, wie wir diesen Staat verändern könnten. Dann war plötzlich die Grenze auf und wieder haben andere uns gesagt, wo es lang geht. Das war auch irgendwie deprimierend. Ich war so alt wie du jetzt und wir haben intensiv darüber debattiert, welches Rechtssystem eine freie Gesellschaft haben sollte, welche Schulen wir haben wollen. Das alles wollten wir mit unseren Erfahrungen neu erfinden und dann wurde uns auf einmal erklärt: Die dreigliedrige Schule, das ist die beste Form.
1989 war nach Einschätzung von Ralf Dahrendorf ein ebenso wichtiger Einschnitt wie 1945. Haben sich die Hoffnungen der friedlichen Revolution erfüllt?
K.G.-E.: Erfüllt hat sich diese wunderbare Möglichkeit, in Freiheit zu leben und eine Demokratie zu haben, auch wenn wir uns jeden Tag darum kümmern müssen, etwa den Einfluss der Neonazis einzudämmen. Es ist vieles anders, als ich es mir vorgestellt hatte. Ich wollte zum Beispiel eine gerechtere Gesellschaft. Wir haben damals überlegt, wie man Sozialismus und Kapitalismus verbinden kann. Alles in allem würde ich aber sagen, es ist trotzdem gelungen – auch wenn die Einheit noch nicht perfekt ist.
P.B.: Mich stört, dass die Vereinigung so ungleich abgelaufen ist – zu Ungunsten der Ostdeutschen. Ich habe zum Beispiel für den gleichen Job bei McDonald's in Eisenach 60 Cent weniger bekommen als ein paar Kilometer weiter im Westen. Es ist verpasst worden, zusammen etwas Neues zu entwickeln. Alles in allem finde ich es aber vorbildlich, dass die Menschen damals auf die Straße gegangen sind und mit der friedlichen Revolution etwas verändern wollten. Dieses Verhalten ist bei den Deutschen im allgemeinen sonst eher nicht so ausgeprägt.
Wo sind die Grenzen der Freiheit in westlichen Gesellschaften?
P.B.: Für mich ist es das Ende der Freiheit, wenn man sie vor lauter Freiheit nicht mehr sieht. In meinem Beruf bewege ich mich ja in einer Schein- und Glitzerwelt voller Glamour, die mit der Realität wenig zu tun hat. Das Anstrengende daran ist das Unanstrengende und dass man sich schnell in einem "Lotterleben" verlieren kann. Deshalb versuche ich, viel zu lesen und mich mit Kunst zu beschäftigen. Als ich mit 15 politisch aktiv war, hätte ich nicht geglaubt, wie ich heute lebe. Ich sehe es aber inzwischen als Chance, mich zu entwickeln, zum Beispiel als Künstler. Durch das Modeln habe ich die finanziellen Möglichkeiten dazu und muss nicht kellnern gehen.
K.G.-E.: Für mich hört Freiheit dort auf, wo Chancen fehlen, seine Talente zu entwickeln. Es gibt zu viele Kinder, die dies aus sozialen Gründen nicht können. Ihnen müsste die Gesellschaft viel mehr Möglichkeiten außerhalb der Familie bieten: Bücher zu lesen, Orte und Menschen zu haben, um ein Instrument lernen oder Theater spielen zu können. Es gibt einfach zu viele, die mit Kultur niemals in Berührung kommen.
Das Gespräch führte Agnes Steinbauer.
in: profil:GRÜN, Ausgabe Mai 2009
"Благодаря моей работе моделью у меня есть финансовые возможности [податься в искусство], и я не должен идти официантить."
Зависть, лол.
Что ж, спасибо, герр Бохе, что не даете совсем забыть немецкий.
Беседа на тему свободы в политическом и историческом аспектах. Напечатано в серьезном журнале.
На немецком
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Зависть, лол.
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Зависть, лол.